Hüttenwanderung in Garmisch-Partenkirchen: In zwei Tagen über das Reintal auf die Zugspitze- Teil 2
Aufstieg von der Reintalangerhütte zur Knorrhütte
Der nächste Tag startet, wie auf Berghütten üblich, bereits früh am Morgen. Frühstück gibt es in der Regel ab 06:30 Uhr, gegen 07:30 Uhr machen sich die meisten Wanderer auf den Weg. Die heutige Etappe hat es in sich: Knappe neun Kilometer und 1.600 Höhenmeter bis zum Gipfel liegen vor dir.
Am Morgen ist es noch ziemlich frisch, Nebelschwaden hängen in der Luft und die Sonne versteckt sich hinter den Bergspitzen. Du lässt die Reintalangerhütte hinter dir, überquerst ein letztes Mal die Partnach und wanderst über einen lichten Waldweg los. Am Talschluss angekommen, zeichnet sich langsam der weitere Wanderweg ab, der sich steil und in Kehren den Berg hinauf windet.
Spätestens jetzt ist es an der Zeit, die Wanderstöcke zur Hand zu nehmen und vielleicht auch bereits die erste Lage Kleidung im Rucksack zu verstauen. Schritt für Schritt, in möglichst gleichmäßigem Tempo, steigst du auf. Der Blick über das Reintal, deine gestrige Wanderetappe, wird immer weiter. Jetzt verschwinden auch die letzten Kiefern und Sträuche und weichen der steinigen, hochalpinen Berglandschaft. Du folgst den roten Markierungspunkten für beinahe 700 Höhenmeter, bis du hinter einer Bergwiese das Dach einer Hütte erkennen kannst: Die Knorrhütte mit ihrer Panorama-Terrasse in Richtung Reintal ist das erste große Etappenziel an Tag zwei deiner Hüttentour. Wenn du schnell unterwegs bist, hast du es in circa eineinhalb Stunden bis hierher, auf 2.057 Meter, geschafft. Jetzt heißt es erst einmal den Rucksack ablegen, ein kühles Getränk und ein zweites Frühstück bestellen und den Ausblick genießen.
An der Knorrhütte treffen sich gleich mehrere Wege auf die Zugspitze. Neben dem Aufstieg aus dem Reintal führt auch die Route von der österreichischen Seite über das “Gatterl” an der Berghütte vorbei. Die Route ist für all diejenigen interessant, die “The Top of Germany” in nur einem Tag erklimmen wollen, da die Tour bereits auf 1.600 Metern an der Bergstation der Ehrwalder Alm gestartet werden kann.
Über das Zugspitzplatt zum Sonnalpin
Den letzten Schluck aus dem Getränk nehmen, Rucksack aufsetzen, Wanderschuhe noch einmal fester schnüren und Stöcke in die Hand - weiter geht es! Direkt hinter der Knorrhütte erwartet dich ein steiler Anstieg, der Weg wird schmaler und gerölliger. Je nachdem, zu welcher Jahreszeit du unterwegs bist, wanderst du ab der Knorrhütte zunehmend auch über verschneite oder vereiste Passagen. Grödel können hier ein echter Gamechanger sein und dir an steilen Passagen besseren Halt auf rutschigem Grund geben. Diese “Schneeketten” für deine Wanderschuhe wiegen übrigens nur ein paar hundert Gramm und lassen sich ganz einfach unter deine Schuhe schnallen.
Falls du vor deiner Tour damit geliebäugelt hast, die Zugspitze an nur einem Tag zu besteigen, wirst du dir spätestens an dieser Stelle für die Zwischenübernachtung auf der Reintalangerhütte danken. Aber keine Sorge, dieser kräftezehrende Abschnitt wird schnell zu einem leichteren Auf und Ab, das Sonnalpin und die Gletscherbahn hast du in der Ferne bereits fest im Blick.
Schritt für Schritt eroberst du das Zugspitzplatt. Die Orientierung in dieser beeindruckenden Felslandschaft findest du entweder an markierten Felsen oder aber, wenn noch oder schon Schnee liegt, an den großen Stangen im Gelände. Langsam kannst du erahnen, wie der Ausblick von der Zugspitze aussehen muss!
Nach insgesamt 500 Höhenmetern erreichst du endlich das Gletscherrestaurant Sonnalpin auf 2.576 Metern. Bis hierher hast du bereits 1.200 Höhenmeter überwunden - ein echter Meilenstein auf deiner Tour!
Steiler Anstieg mit Seilversicherung oder via Gondel auf die Zugspitze
Vom Sonnalpin hast du zwei Möglichkeiten, die Zugspitze zu erreichen: Entweder über das steile Geröllfeld und die seilversicherte Felspassage mit kurzer Gratwanderung oder aber mit der Gletscherbahn. Wenn du merkst, dass sich deine Kraftreserven dem Ende nähern oder du nicht schwindelfrei bist, empfehlen wir dir, die letzten hundert Höhenmeter mit der Gletscherbahn zu überwinden. Diese fährt alle zehn Minuten und bringt dich in fünf Minuten zum Zugspitzplateau. Wenn du dich für den finalen Anstieg zu Fuß entscheidest, geht es jetzt noch einmal 400 Höhenmeter nach oben.
Vor dir liegt ein steiles Geröllfeld, das besonders mit Schnee sehr anspruchsvoll sein kann. Du wirst das Gefühl haben, bei jedem Schritt nach oben mindestens einen halben Schritt wieder hinunter zu rutschen. Es gibt zwar einen groben Pfad, der sich durch das Geröll schlängelt, dieser ist jedoch alles andere als befestigt und es gilt unbedingt Abstand zum Vordermann zu halten, damit dich eventuell herabfallendes Geröll nicht treffen kann. Es geht vorbei am Schneefernerhaus, dem früheren Bergbahnhof der Bayerischen Zugspitzbahn und Hotel, das heute als Forschungsstation genutzt wird.
Nachdem du den Kampf gegen das Geröllfeld gewonnen hast, geht es in die ca. 300 Meter ansteigende und seilversicherte Passage. Diese beinhaltet ein wenig Klettern und eine kurze Gratwanderung. Für erfahrene Bergwanderer mit Sicherheit der Teil der Wanderung, der am meisten Spaß bringt. Mit den Händen am Seil geht es über Felsvorsprünge und kleine Spalten. Manchmal helfen eiserne Trittstufen, die in den Fels geschlagen wurden. Mit jedem Schritt nach oben steigt die Vorfreude. Noch ein Erinnerungsfoto vom Grat mit unglaublicher Aussicht über die bayerischen Alpen und den Eibsee, bevor es über eine Treppe die letzten Schritte auf das Zugspitzplateau geht.
Herzlichen Glückwunsch, du hast die Zugspitze bezwungen!
Das Zugspitzplateau
In den letzten zwei Tagen war es vermutlich relativ ruhig um dich herum - das hat spätestens jetzt ein Ende! Die Besucherplattform ist beinahe immer gut von Tagesgästen, Wanderern und Kletterern besucht.
Das soll dich aber nicht davon abhalten, dein persönliches Gipfelglück und das einmalige Panorama vom höchsten Berg Deutschlands zu genießen! Vom Gipfel der Zugspitze kannst du bis zu 400 Alpengipfel in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Italien bestaunen. Zusätzlich siehst du den Eibsee in seiner vollen Größe und leuchtend grün-blauen Farbe direkt unter dir.
Für das obligatorische Foto am Gipfelkreuz ist noch ein kurzer Weg über eine steile Leiter am Fels zu überwinden. Hier braucht es ein wenig Geduld, denn den Weg wirst du dir mit vielen anderen Besuchern teilen, die zum Gipfelkreuz auf- oder absteigen.
Rückreise nach Garmisch
Nach einer Stärkung im Restaurant Panorama 2.962 heißt es langsam Abschied nehmen. Für die Rückreise nach Garmisch-Partenkirchen nutzt du ganz bequem die Seilbahn zum Eibsee. In nur zehn Minuten Fahrt überwindest du den Höhenunterschied, welchen du dir mühsam in zwei Tagen erarbeitet hast - Ein unbeschreibliches Gefühl! Du passierst die höchste Stahlstütze (127 Meter), die je für eine Seilbahn gebaut wurde, während der Eibsee unter dir immer größer wird.
Ein letzter stolzer Blick nach oben und dein Zugspitz-Abenteuer endet mit der Rückfahrt zum Ausgangspunkt: Direkt neben der Talstation der Zugspitz-Seilbahn liegt der Bahnhof der Zahnradbahn. Diese bringt dich über das Zugspitzdorf Grainau zurück zum Bahnhof in Garmisch-Partenkirchen, wo dein Abenteuer vor zwei Tagen begonnen hat.

Manuel & Maren
Content Creator & Reiseblogger
Knapp drei Jahre durften wir die wunderschöne Bergwelt rund um Garmisch-Partenkirchen unsere Wahlheimat nennen und haben so ziemlich jede Wanderung unternommen, die die Region zu bieten hat. Immer mit dabei: unsere Kamera! Denn mindestens genauso sehr wie das Wandern selbst lieben wir es, unsere Erlebnisse in Bild und Text zu verewigen.
Mittlerweile haben wir unsere Wohnung am Fuße der Zugspitze gegen unseren selbst ausgebauten Camper getauscht, mit dem wir seit Ende 2022 durch Europa reisen. Auf unserem Blog Roadtrip the World sowie auf unserem Youtube und Instagram Kanal nehmen wir dich mit auf unsere Reisen entlang der schönsten Straßen dieser Welt und ganz sicher auch immer mal wieder in die Zugspitzregion.