Hüttenwanderung in Garmisch-Partenkirchen: In zwei Tagen über das Reintal auf die Zugspitze- Teil 1
Auf der Route der Erstbesteiger
Mit 2.962 Metern überragt die Zugspitze nicht nur alle benachbarten Gipfel im Wettersteingebirge, sondern auch alle anderen Berggipfel in Deutschland. Ein wahres Highlight für jeden Wanderer in den bayerischen Alpen! Seitdem Josef Naus die Zugspitze 1820, also vor über 200 Jahren, über das Reintal zum ersten Mal bestiegen hat, ist viel passiert. Heute führen gleich sechs Routen von Deutschland oder Österreich auf den Gipfel. Darunter mehrere spektakuläre Klettersteige und anspruchsvolle Bergtouren wie der Weg über den Jubiläumsgrat, eine der bekanntesten Gratwanderungen in den Alpen.
Aber keine Sorge: Mit der richtigen Vorbereitung und ein wenig alpiner Erfahrung kannst du den höchsten Berg Deutschlands auch ganz ohne Klettersteig erklimmen - Je nach persönlicher Fitness und Ausdauer entweder an einem oder aber entspannter an zwei oder drei Tagen mit Übernachtungen in einer der Hütten entlang der Route der Erstbesteiger.
Genau darum soll es in diesem Beitrag gehen: Eine zwei tägige Hüttenwanderung über das Reintal auf die Zugspitze. Diese Route ist mit beinahe 22 Kilometern die längste aller Aufstiegsvarianten, gleichzeitig aber auch eine der schönsten, einfachsten und - je nach Monat der Wanderung - auch die einsamste. Es gilt, beinahe 2.300 Höhenmeter in teilweise hochalpiner Umgebung zu überwinden. Dafür braucht es Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und natürlich ausreichend Kondition. Eine Wanderung auf die Zugspitze sollte also nicht direkt eine deiner ersten Bergtouren sein.
Um für den langen Aufstieg nicht mitten in der Nacht starten zu müssen, nur um am Nachmittag noch eine der letzten Talfahrten zu erwischen, lohnt es sich, die Wanderung auf zwei Tage aufzuteilen. So kannst du die vielfältigen Landschaften und Highlights entlang der Route ausgiebig genießen, zwischendurch in Ruhe in einer der Hütten einkehren und gleichzeitig in den Genuss kommen, eine Nacht direkt am Berg zu verbringen.
Tag 1: Durch die Partnachklamm in das Reintal bis zur Bockhütte
Die Wanderung startet am Parkplatz der berühmten Olympia-Skisprungschanze. Falls deine Unterkunft nicht in fußläufiger Entfernung liegt, erreichst du die Haltestelle am Skistadion innerhalb von 15 Minuten mit dem Bus ab dem Bahnhof Garmisch-Partenkirchen. Auf geht’s, Hüttenwanderung Tag 1 beginnt!
Von der Sprungschanze folgst du zuerst dem asphaltierten Weg in Richtung Partnachklamm. Die Klamm ist in der Wandersaison in der Regel ab 8 Uhr geöffnet und der einfachste Weg in Richtung Reintal. Wenn du außerhalb der Öffnungszeiten in dein Wanderabenteuer starten möchtest, musst du den Umweg über die Partnachalm vorbei an der Klamm nutzen. Wir empfehlen dir einen frühen Start in den Wandertag, direkt nach Öffnung der Partnachklamm. Zu dieser Zeit gibt es kaum Besucherverkehr und du kannst die Kraft der Wassermassen, die sich den Weg durch die enge Felsschlucht bahnen, in aller Ruhe genießen. Je nachdem wie schnell du dich wieder von dem vielleicht berühmtesten Naturspektakel Garmisch-Partenkirchens losreißen kannst, benötigst du für die ca. 700 Meter rund 20-30 Minuten, um die Schlucht zu durchqueren.
Ab jetzt wird es richtig idyllisch. Du folgst dem Weg aus der Klamm hinaus entlang des Ufers der Partnach bis zu einer kleinen Brücke. Der Weg auf der anderen Uferseite wird dich stetig leicht ansteigend bis tief in das Reintal führen. Auf den breiten Wegen und Forststraßen orientierst du dich an den Wegweisern mit der Aufschrift “Bockhütte” und wanderst zunächst oberhalb der Partnach. Wieder auf Wasserhöhe angekommen, überquerst du eine weitere Brücke und kommst in ein dichtes Waldgebiet, in dem bei Sonnenschein eine schon fast mystische Stimmung entsteht. Hier treffen sattgrüne Moose und Farne auf einzelne Sonnenstrahlen, die es durch die dichten Baumwipfel schaffen.
Jetzt ist es nicht mehr weit. Noch ein paar Biegungen und Schritte über den an dieser Stelle sehr schmalen Schotterweg und du erreichst nach etwa zwei Stunden die Bockhütte. Bis hierher hast du circa 350 Höhenmeter überwunden. Weitere 300 Höhenmeter liegen heute noch auf dem Weg zur Reintalangerhütte vor dir.
Nutze die in der Wandersaison bewirtete Hütte für eine Stärkung, bevor du in die zweite Etappe des Tages startest.
Von der Bockhütte bis zur Reintalangerhütte
Nach der Bockhütte öffnet sich der Wanderweg und die Vegetation wird zunehmend lichter. Je tiefer du in das Reintal vordringst, desto schroffer und steiler werden die Felswände. Das Tal verengt sich, das Zugspitzmassiv kannst du schon in der Ferne erkennen. Auf diesem Weg triffst du nahezu ausschließlich Wanderer mit dem gleichen Ziel vor Augen: den Aufstieg auf den höchsten Berg Deutschlands. Einige Zeit nachdem du die Bockhütte hinter dir gelassen hast, wird das Rauschen zu deiner Linken lauter. Die Partnach fällt als Wasserfall ein hohes Felsplateau hinab. Ein wunderschöner Anblick und ein gutes Zeichen, dass du dein Ziel, die Reintalangerhütte, bald erreicht hast.
Noch ein paar steilere Passagen, einige weitere Serpentinen und du erreichst nach insgesamt fünf bis sechs Stunden, 700 Höhenmetern und ca. 13,5 Kilometern dein Tagesziel: Die Reintalangerhütte auf 1.367 Metern.
Wenn du früh am Morgen gestartet bist, kannst du den Nachmittag entspannt bei ein paar kühlen Getränken an der Partnach genießen, ehe es um 18:00 Uhr zum Abendessen in die Hütte geht. In der urigen Stube der Reintalangerhütte lässt du den Abend mit Gleichgesinnten ausklingen, bevor du es dir im Hüttenschlafsack gemütlich machst.
Über die Reintalangerhütte
Die Reintalangerhütte bietet 132 Besuchern Schlafplätze, aufgeteilt in Matratzenlager und Zimmer von zwei bis fünf Personen. Über die Homepage des Alpenvereins kannst du die Zimmer online reservieren. Das solltest du auch unbedingt in Anspruch nehmen, denn die Hütte ist in der Wandersaison oft viele Monate im Voraus ausgebucht.
Mit dem Betreiben einer Berghütte geht meist eine anspruchsvolle Logistik einher. So werden auf der Reintalangerhütte sämtliche Lebensmittel, Getränke und auch der Müll mit dem Hubschrauber transportiert. Aus diesem Grund heißt es: Wenn möglich, nimm den von dir mitgebrachten Müll auch in deinem Rucksack wieder mit zurück in das Tal.
Vielleicht triffst du auch am Nachmittag an der Reintalangerhütte noch Wanderer, die weiter aufsteigen. Meistens mit der Knorrhütte als Ziel. Diese liegt noch einmal 700 Höhenmeter höher und sollte nur von denjenigen als Übernachtungshütte gewählt werden, die Erfahrung mit langen alpinen Bergtouren haben. In deinem Fall ist die Knorrhütte der erste Zwischenstop des zweiten Tages. Ein Highlight, auf das du dich schon jetzt freuen kannst!

Manuel & Maren
Content Creator & Reiseblogger
Knapp drei Jahre durften wir die wunderschöne Bergwelt rund um Garmisch-Partenkirchen unsere Wahlheimat nennen und haben so ziemlich jede Wanderung unternommen, die die Region zu bieten hat. Immer mit dabei: unsere Kamera! Denn mindestens genauso sehr wie das Wandern selbst lieben wir es, unsere Erlebnisse in Bild und Text zu verewigen.
Mittlerweile haben wir unsere Wohnung am Fuße der Zugspitze gegen unseren selbst ausgebauten Camper getauscht, mit dem wir seit Ende 2022 durch Europa reisen. Auf unserem Blog Roadtrip the World sowie auf unserem Youtube und Instagram Kanal nehmen wir dich mit auf unsere Reisen entlang der schönsten Straßen dieser Welt und ganz sicher auch immer mal wieder in die Zugspitzregion.